02.1 Veränderung steuern mit Puzzle Transformation: Ein systemorientierter Ansatz

Veränderung steuern mit Puzzle Transformation: Ein systemorientierter Ansatz


Veränderung ist dynamisch und kontinuierlich. Doch wie lassen sich Change-Prozesse steuern, ohne die Kontrolle zu verlieren?


Ein Teil der Antwort liegt darin, dass Puzzle Transformation auf dem Regelkreisprinzip, konkret auf Selbstregulierung und Feedback aufbaut. Dadurch entsteht ein lern- und anpassungsfähiger Veränderungsprozess, der nicht auf Kontrolle durch Hierarchie, sondern auf Steuerung durch Struktur setzt.


Jeder der fünf Bausteine, die im Artikel Puzzle Transformation: Ein Betriebssystem für Change vorgestellt wurden, übernimmt eine klar definierte Funktion:


  1. Zielklärung / Vision: Was wollen wir erreichen?
  2. Systemdiagnose / Realität: Wo stehen wir aktuell?
  3. Maßnahmendesign / Planung: Durch welche Maßnahmen wollen wir unser Ziel erreichen?
  4. Implementierung / Umsetzung: Wie setzen wir effizient um?
  5. Antwort des Systems / Veränderung: Was wirkt und was nicht?



Der Aufbau des Master- und der Sub-Regelkreise folgt der fraktalen Logik. Jeder Teilprozess spiegelt die Struktur des Gesamtsystems im Kleinen wider.

Die Funktion der Regelkreise


Regelkreise üben auf mich eine besondere Faszination aus.


Ihr Aufbau ist einfach und dennoch komplexitätsfähig ohne unnötig kompliziert zu sein. Durch ihre Selbstähnlichkeit genügt es, das Prinzip des kybernetischen Regelkreises einmal zu verinnerlichen, um es auf unterschiedliche Teilsysteme innerhalb der Organisation übertragen zu können. 


Die Aufteilung in Master- und Sub-Regelkreis schützt das System vor Überlastung.

Die Aufgaben des Master-Regelkreises


Wie viel Zeit bleibt Führungskräften im Unternehmensalltag, um sich mit strategischen Themen auseinanderzusetzen?


Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen: zu wenig. Meetings, Entscheidungen, kurzfristig auftretende Probleme und die Bearbeitung von E-Mails lassen wenig Raum für die wirklich wichtigen Themen. In Veränderungsprozessen sind Führungskräfte stärker als üblich in operative Tätigkeiten eingebunden. 


Darunter leidet die Qualität getroffener Entscheidungen. 


Die Hauptaufgaben des Master-Regelkreises bestehen darin:

  • Stabilität (durch gemeinsame Ausrichtung / Kohärenz) sicherzustellen, ohne ins Mikro-Management zu verfallen,
  • Skalierbarkeit zu ermöglichen, ohne Menschen und das System zu überlasten,
  • Steuerung sicherzustellen, ohne die Kontrolle zu verlieren.


Der Master-Regelkreis schafft den Raum, damit Führung sich wieder auf jene Aufgaben fokussieren kann, wofür sie eigentlich gedacht ist: Orientierung geben, Rahmenbedingungen schaffen und zukunftsorientierte (strategische) Arbeit.

Die Aufgaben der Sub-Regelkreise

Wie viel Handlungsspielraum bleibt Teams operativer Einheiten in Veränderungsprozessen?


Auch hier lautet meine Antwort: zu wenig. Unklare Prioritäten führen zu Multitasking, Ziele bleiben abstrakt, Umsetzungsverantwortung wird ohne Entscheidungsautorität delegiert und Gestaltungsspielräume sind begrenzt. Wenn Menschen den Sinn von Veränderungsinitiativen nicht nachvollziehen können, entsteht zwangsläufig Widerstand.


Widerstand bremst Veränderungsinitiativen aus, oder die Organisation endet in einer scheinbar endlosen Change-Spirale, die zu Frust und Resignation führt.


Die Hauptaufgaben der Sub-Regelkreise bestehen darin:

  • Umsetzung definierter Maßnahmen in den Bereichen, wo Veränderung herbeigeführt werden sollen,
  • Anpassungsfähigkeit zu ermöglichen, ohne sich vom übergeordneten Rahmen zu entkoppeln,
  • Praxisrelevanz durch Entwicklung kontextbezogener Lösungen sicherzustellen.


Die Sub-Regelkreise geben den Menschen im System die Möglichkeit, Veränderung mitzugestalten, indem sie zu Co-Architekten des Prozesses werden. Innerhalb definierter Rahmenbedingungen entstehen Freiräume, für selbstwirksame, operative Umsetzung.


Master- und Sub-Regelkreis im direkten Vergleich

Master-Regelkreis Sub-Regelkreis
Funktion Übergeordnete Steuerung & strategische Ausrichtung Kontextbezogene Anpassung & Umsetzung
Fokus I Strategisch: Außen & Zukunft Operativ: Innen & Gegenwart
Fokus II Strategisch: Vision, Prinzipien, Ausrichtung, Kohärenz Operativ: Maßnahmen, Lösungen, Praxisrelevanz
Verantwortung Strategisches Management & Führung Teams & operative Einheiten
Ebene Gesamtsystem Teilsystem
Hauptaufgaben - Stabilität durch gemeinsame Ausrichtung
- Skalierbarkeit ermöglichen
- Steuerung sicherstellen
- Detaillierte Ausarbeitung & Umsetzung von Maßnahmen
- Anpassung ohne Entkopplung
- Praxisrelevanz sicherstellen
Feedbackfluss Integriert Erkenntnisse aus Sub-Regelkreisen zur Weiterentwicklung Informiert Master-Regelkreis über Wirkung, Erfahrung und Barrieren
Nutzen Stabilität, Entlastung von Führung Co-Kreation steigert „Ownership“ & Umsetzungsqualität

„Die Kunst des Fortschritts besteht darin, die Ordnung inmitten des Wandels und den Wandel inmitten der Ordnung zu bewahren.“ Alfred North Whitehead

Modularität um mit Komplexität umzugehen

Modularität ist eine bewährte Strategie mit Komplexität umzugehen. Puzzle Transformation nutzt dieses Prinzip.


Je umfangreicher Veränderungsvorhaben sind, desto größer die Gefahr den Überblick zu verlieren oder den Prozess zu über-bürokratisieren, damit er handhabbar bleibt. Modularität bietet eine Alternative. Sowohl Master- als auch Sub-Regelkreise funktionieren als eigenständige Module. Durch ihre selbstähnliche (fraktale) Struktur funktionieren sie als autonome Einheiten, die über Feedback Loops als Steuerungsmechanismen mit dem Gesamtsystem verbunden sind.


In der Praxis heißt das:

  • Es existiert ein zentraler Master-Regelkreis,
  • an den eine oder mehrere Sub-Regelkreise gekoppelt sind.
  • Der Master-Regelkreis definiert, die für die Steuerung und das Treffen von Entscheidungen benötigten Informationen und
  • die Sub-Regelkreise liefern diese.


Durch die klare Fokussierung jedes Regelkreises auf ein jeweiliges “System im Fokus“ wird Komplexität reduziert und somit handhabbar gemacht. Regelmäßige Abstimmungen sorgen dafür, dass keine Insellösungen entstehen, die nicht zum Gesamtsystem passen, der Prozess steuerbar bleibt und kontunierliches Lernen stattfindet.


Modularität setzt auf Dezentralisierung, wodurch Veränderungsprozesse anpassungsfähig und flexibel bleiben ohne instabil zu werden.

Fazit und Ausblick


Puzzle Transformation ist ein Betriebssystem für Veränderung, das zentrale Steuerung mit dezentraler Umsetzung kombiniert und Risiken durch Modularisierung reduziert.


Durch die Aufteilung in Regelkreise mit klaren Verantwortlichkeiten erhalten Veränderungsprozesse Struktur und bleiben dennoch anpassungs- und lernfähig. Mitarbeitende werden Co-Architekten der Veränderung, wodurch sich das Risiko in Bezug auf Widerstand gegen Veränderung reduziert.


Die selbstähnliche (fraktale) Struktur und Funktionsweise der Regelkreise sorgt dafür, dass der Prozess auf allen Ebenen der Organisation verstanden wird. Puzzle Transformation wird dadurch zu einem Betriebssystem für Veränderung, wodurch das Unternehmen in der Lage ist Anpassungsfähigkeit in ihrer Unternehmens-DNA zu verankern.


Eine der größten Herausforderungen in Veränderungsprozessen ist die Entscheidung, wo Veränderungen stattfinden sollen. Dieses Thema wird im nächsten Artikel behandelt und anhand der drei Module von Vector3 veranschaulicht.


Sie möchten Puzzle Transformation als Betriebssystem für Veränderung in Ihrem Unternehmen verankern? Dann lassen Sie uns ins Gespräch kommen.


Sie interessieren sich für ein Training zur praktischen Anwendung von Puzzle Transformation? Schreiben Sie mir gerne direkt.